30. Juni 2013

Gibt es ein größeres Klischee, als zu sagen, dass Bahnhöfe die traurigsten Orte der Welt sind? Menschen stehen sich gegenüber, sie umarmen sich, sie küssen sich, sie halten sich an der Hand. Es sind die letzten Minuten, bevor der Zug einfährt, der einen von ihnen weit weg bringt. Wenn sich die Türen des ICE schließen und er noch eine Minute braucht, bis er abfährt, ist das nicht die Hölle. Es ist viel schlimmer. Die Minuten danach, wenn der Zug um die Kurve verschwunden ist, fühlen sich an, als sei einem das Bein ohne Narkose amputiert worden. Dann gibt es jene Menschen, die ganz alleine fortfahren. Niemand hat sie zum Bahnhof gebracht und niemand winkt ihnen. Niemand sieht dem Zug hinterher. Auf Bahnhöfen fahren Menschen nicht nur fort, sie kommen auch an. Sie umarmen andere Menschen, weil sie sich über das Wiedersehen freuen. Aber jedem Ankommen folgt ein Wegfahren, und der Schmerz beim Wegfahren überwiegt das Glück des Ankommens bei Weitem. Gibt es einen traurigeren Ort als Bahnhöfe?









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